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Bilanz und Schlussfolgerung

Schlussfolgerung:

Die Frauen und Mädchen bei ihrer schweren täglichen Arbeit  zu unterstützen und ihnen Zugang zu sauberem WASSER für die ganze Familie zu ermöglichen, wird von ihnen als Segen empfunden. Jedes Mal wird diese „Erlösung“ in begeisterter Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht… und stimmt uns nachdenklich:
Ein Grundbedürfnis wie freier Zugang zu sauberem Wasser sollte doch selbstverständlich sein nach über 60 Jahren „Entwicklungshilfe“….
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Vorher

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Den Frauen ist bewusst, dass hiermit einerseits die Hauptursache der Kindersterblichkeit bekämpft wird und anderseits ihnen viel Mühe und Gefahren erspart bleiben

Diese manuelle und „halb“- manuelle Methode des Brunnenbohrens und die so wirksame und dennoch „primitiv“ wirkende Pumpe haben auch die stärksten Skeptiker überzeugen können: Im Gegensatz zu allen anderen manuellen Brunnenbau- und Handpumpen-Technologien werden bei dieser Methode gleich zu Beginn des Baues Personen aus dem betroffenen Dorf als Anwärter für das Erlernen dieser Technologie herangezogen. Sie werden durch ein Training on the Job in dieses Handwerk eingewiesen (sowohl für Konstruktion und Wartung, als auch deren Handhabung).  Auch wenn nur 10% dieses Handwerk wirklich erlernen wollen (in unserem Beispiel sind es mehr als 50%),  können sie fast alle zu geringen Kosten die Pumpe warten und reparieren, ohne auf externe Hilfe angewiesen zu sein.

Durch diese Form des Brunnenbaus hat die „Basis-Bevölkerung“ die Möglichkeit ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen.  Durch einfaches Handwerk und geringe Geldmittel können sie gemeinsam dem Problem des Wassermangels entgegentreten.

Die Dorfgemeinschaften (in erster Linie die Frauen) sind die zentrale Zielgruppe dieser Projekte. Inzwischen interessieren sich  die Ältestenräte, die Bürgermeister verschiedenster Gemeinden,   kirchliche sowie staatliche Institutionen, Ministerien und auch Geberinstitutionen für unsere Brunnen.

Innerhalb kürzester Zeit gab es zwei TV-Sender und Zeitungen, die über unsere Arbeit berichteten. Geberinstitutionen (GIZ, NSV…) schickten „Experten“ auf unsere Baustellen, um uns über mehrere Tage zu begleiten und alles genauestens zu dokumentieren.  Wir bekamen auch mehrfachen „hohen“ Besuch (Minister und „Directeur de Cabinet“ ). Natürlich sollte dies nicht überwertet werden, aber es sind Indikatoren, dass dieses Konzept auf großes Interesse gestoßen ist.

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Die Beniner Tageszeitung „l’investigateur“, Ministerin der „Microfinances“ zu Besuch beim Beginn einer Baustelle in Porto-Novo (Songhai)

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Julius, einer der aktivsten Brunnenbauanwärter im Interview vor den Kameras

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Der Pastor Ernest vergibt den Brunnenbauern eine Attestation; Der „Directeur de Cabinet“ (R) des Ministeriums der „Mircrofinances“ und Arne Thies beim Interview

 

Anmerkungen zu der ersten Projektphase:

  1. Auf Anhieb konnten vier  Beispiele (Bohrungen und Pumpe) erfolgreich vorgeführt werden, von denen zwei ausschließlich gemeinsam mit der lokalen Dorf-Bevölkerung realisiert wurden:
    –  2 Pumpen sind sofort von der Bevölkerung mit Begeisterung übernommen worden und versorgen jetzt schon mindestens 1000 Menschen täglich mit sauberem Wasser
    – 2  weitere Pumpen, die zu Beginn des Projektes im Zentrum von SONGHAI (Porto Novo) aufgestellt wurden, werden zu Demonstrationszwecken genutzt und stehen (leider) der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung. Praktikanten oder angestellte wurden zur Arbeit „gebeten“. Eine weitere Zusammenarbeit mit Songhai ist unsererseits nicht mehr vorgesehen, solange keine partizipativer Ansatz  und eigenständige Entwicklung möglich ist.
  1. Der „Süd-Süd“ Transfer von „Nischenlösungen“ sind keine Utopie. Technisch wie finanziell können diese adaptierten Verfahren meistens von der „Basis-Bevölkerung“ eigenständig bewältigt werden. Unsere kongolesischen Brunnenbauer stellen dies täglich unter Beweis.
  2. Die meisten Beteiligten zeigen großes Interesse daran, das Verfahren zu erlernen. Eine autonome Handhabung auf zivilgesellschaftlicher Ebene sollte von institutioneller Seite unbedingt unterstützt werden. Erste Kontakte sind diesbezüglich auch aufgenommen worden.
  3. 22 Brunnenbau-Anwärter haben mindestens einen Lehrgang erfolgreich abgeschlossen; 3 Schlosser sind auf dem besten Weg eigenständig das Bohrwerkzeug und die Pumpe zu konstruieren; 12 Brunnenbau-Anwärter haben zwei bis vier ganze Lehrgänge erfolgreich abgeschlossen und wollen dies auch zukünftig als ihren Beruf ausüben;  5 Brunnenbau-Anwärter konnten als Baustellenleiter ihr Können unter Beweis stellen.
  4. Erste PR-Maßnahmen (Kurzfilm) und Herstellung von Lehrmaterial wurden im Benin angefertigt und stehen auch nach Anfrage zur Verfügung.
  5. Mit sehr einfachen Mitteln kann eines der größten Probleme in den meisten Gebieten Afrikas gelöst werden: der  Zugang zu sauberem Wasser.
  6. Wir haben zurzeit den richtigen Weg eines eigenständigen Beherrschens eingeschlagen, sowohl in der Konstruktion der Bohrgeräte und Pumpen, als auch in deren Handhabung. Um Fehler zu verhindern, wird ein eigenständiges Handeln noch nicht zugelassen, da das ganze Projekt durch mangelnde Erfahrung in Frage gestellt werden könnten. Daher wird das Material bis zur zweiten Projektphase noch geschützt und verschlossen deponiert. Die zweite Projekt Phase kann daher unter Aufsicht gleich mit vorgeschulten Brunnenbauern und fertigem Material starten.
  7. Es wurde im Benin eine NGO gegründet, die als genossenschaftliche Institution fungiert und die unterschiedlichen Funktionen der Wasserversorgung harmonisch abstimmt und ergänzend umsetzt (Harmonisierung und Zulassung des Könnens und der Technik, Hilfe beim Start der jungen Unternehmer, Verhandlungen mit den Kunden, PR-Maßnahmen, Gegenüberstellung von Kunden und Unternehmern, Zugriff/Ausbau auf  weitere angepasste technischen Möglichkeiten wie Tauchpumpen und Solartechnik, Zusammenarbeit mit öffentlichen Institutionen…; s. unten)

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Beim Abschied von Pastor Ernest  traf ich noch drei der Brunnenbauer, die sehr ungeduldig wissen wollten, wann  die zweite Projektphase starten wird. (Maxime, Julius, Arne, Séverain und Pastor Ernest in seinem Büro)

 

Aufgaben der zweiten Projektphase (eigenständige Nutzung und Verbreitung der Technologie) :

  •  Perfektionierung der Herstellung des Bohrmaterials und der Pumpen. Die technische Kontrolle vor der Inbetriebnahme der fertigen Geräte ist unerlässlich, um schlechte Kopien zu verhindern, die das ganze Vorgehen in Mitleidenschaft ziehen könnten.
  • Brunnenbauanwärter der „kongolesischen-Methode“ müssen weitere Erfahrungen auf verschiedenen Standorten sammeln, bevor sie als unabhängige Unternehmer arbeiten können. Jeder Standort bedeutet eine neue „Geschichte“ mit seinen eigenen hydrologischen, pedologischen und geomorphologischen Eigenarten, die richtig eingeschätzt und beherrscht werden müssen. Für die beiden oben angeführten Punkte ist die Präsenz der beiden kongolesischen Experten dringend erforderlich.
  • Identifizierung und Trainieren von Personen, die vor jedem Brunnenbau die Bevölkerung/Kunden auf das Vorhaben vorbereiten und schließlich gezielt Verhandlungen führen können, um einen reibungslosen Ablauf zwischen Brunnenbauern und Kunden zu ermöglichen.
  • Stärkung der genossenschaftlichen Struktur über die neu gegründete Beniner NGO „MIFON“ (In Fon-Sprache: „Erwachen“ oder „sich aufrichten“). Der anerkannte Pastor Ernest präsidiert diese Organisation. Diese NGO kann als genossenschafliche Struktur betrachtet werden. MIFON umfasst alle anerkannten Brunnenbauer und Konstrukteure (Bohrmaterial und Pumpen). Die NGO soll ebenfalls den Zugang zu Baustellen erleichtern und Jungunternehmern  einen einfachen Zugang zur Finanzierung ihres Arbeitswerkzeuges ermöglichen und zur eigenständigen Verbreitung des Verfahrens beiträgt.
  • Die Ausweitung einer engeren Zusammenarbeit mit ergänzenden Institutionen, die sich mit technischen Zulassungen, Wassergütekontrolle,  Gesundheitswesen, ökonomische Tragfähigkeit etc. befassen.
  • Ausbau ergänzender Technologien (z.B. Bewässerungswesen) durch die Integrierung von solarbetriebenen Tauchpumpen (in Zusammenarbeit mit bonergie.com im Senegal).
  • Intensivierung gezielter PR-Maßnahmen und Herstellung und Verbreitung von Lehrmaterial im Bereich der eigenständigen Wasserversorgung, um unterschiedliche Zielgruppen zu sensibilisieren und aufzuklären (Nutznießer, Kunden, Unternehmer, Entscheidungsträger etc.)

 Um eine sichere „Routine“  und Professionalität in der eigenständigen Umsetzung und Verbreitung dieses  Vorhabens unter der Leitung der Beniner NGO  zu erlangen, ist eine sechsmonatige  zweite und abschließende Projektphase vorgesehen. 
Mein Wunsch ist es, dieselbe Mannschaft für die zweite Projektphase im Oktober 2015 wieder zu sehen. Hinzu käme, die ergänzende Komponente der Öffentlichkeitsarbeit, um zu einem besseren Verständnis und zur besseren Verbreitung beizutragen.

 

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Alle Bohrgestänge werden nun eingepackt und beim Pastor in Sicherheit gebracht. Die zweite Projektphase ist dann der Übergang in die eigenständige und professionelle Tätigkeit. Jetzt haben wir bewiesen das die „kongolesische Pumpe“  nicht nur nachhaltig  sauberes Wasser fördert, sondern auch im Benin vor Ort alles preisgünstig konstruiert und umgesetzt werden kann. 

Kategorie: News, Ouéssé und Pahou

von

Born in France (1950); German nationality; University of Gottingen, Kiel and Ankara (Ph.D. in agr. sciences); 25 years of experiences in Africa and Asia (Evaluation of projects for different doner organisation) Creation of a NPO „BONAGERA“ in 2011 in Munich.

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