Durch BonaGera e.V. erfolgte der erste Know-How-Transfer der erfolgreichen Manuellen Brunnenbohr-Technik aus dem Kongo in den Benin durch die beiden Experten Emery Bilolo und Sylvain Matala (Kinshasa).
Die Brunnenbauer-Anwärter
Durch die Bitte der Ministerin Sranon Sossou an SONGHAI konnten wir gleich Kandidaten von „außerhalb“ in den ersten Trainingskurs integrieren. Ebenso erfolgte diese Bitte seitens des Pastor Ernest Oueounou (aus der Region von Cotonou).
Die Brunnenbau-Anwärter seitens des Ministeriums (von links nach Rechts):
Ruffin AKPLOGAN, DJAYEOLa Yayi, Jean-VICTAL NOUDEHOU, Antoine AKPO, Julius AGBESSI
Die Brunnenbau-Anwärter seitens des Pastors Ernest (von links nach Rechts):
Sunday C. TOTINME (der sympatische „Klaun“); Severin ZOUNON und der Jüngste aller Anwärter: Maxime BONOU
Und hier drei der vier permanent anwesenden Kandidaten von SONGHAI:
Djeff Semondji, Abdul Rahamane ALIMI und Justin Lailo
Constantin Dossa und Boniface Atomabe Fehlt auf dem Bild;
Alle anderen Anwärter SONGHAIs waren mehr unter der Leitung von Lucien (Links) in der Werkstatt tätig, wo sie mit Emery lernten das Bohrwerkzeug und die Seilpumpe herzustellen. Dies waren vor allem:
(ab rechts von mir: Celestin S. Akovoetchan, Luc Kouthon, Michel K. Casimir (sitzend), Maxime HOUNKLIN, A. Jean TOSSOU (gelbes T-shirt).
Mit der einzigen Ausnahme der jungen Studenten aus dem Zentrum SONGHAI die zu dieser Arbeit abkommandiert wurden, waren alle wirklich höchst motiviert.
Die Umsetzung der Brunnen bohr Technik
Eine Bohrmannschaft besteht aus 12 Personen, wobei drei ständig unter Anstrengung arbeiten müssen. D.h. vier Gruppen lösen sich ca. alle 10 bis 15 Min. ab; so bleibt bis zum nächsten Einsatz genügend Zeit, um Kraft zu schöpfen.
Diese drei simultan und harmonisch abgestimmten Arbeiten sind:
Betätigung der „Schlammpumpe“: Mit hohem Druck wird ein Tonwassergemisch bis unten zum Bohrkopf gepresst, um schließlich die gelockerten Sedimente an die Oberfläche zu spülen.
An der Schlammpumpe: Severin ZOUNON
Die manuelle Bohrung, die sowohl mit Auf- und Abwärtsbewegung, als auch mit lateralen Viertelkreis-Drehungen erfolgt. Das Ton-Wassergemisch gelang bis in den Bohrkopf, wo schließlich die Flüssigkeit aus einem dafür vorgesehenem Loch austritt.
Am Bohrloch: Sunday C. TOTINME
Bohrkopf (120mm Breite); vorne ist die Öffnung zu erkennen aus dem das Ton-Wassergemisch austritt. Die Spitze besteht aus LKW Blattfedern.
Aktivierung der Hebelwirkung (Hier: Maxime BONOU), die das Bohrgestänge aufwärts bewegt und wieder fallen lässt
Ein geschlossener Ton-Wassergemisch Kreislauf: Vordergrund: Bohrloch mit Bohrgestänge, in der Mitte das Dekantier-Becken (Absetzen des groben Materials), im Hintergrund das Schlammbecken mit der Schlammpumpe (Fließrichtung erfolgt vom Bohrloch zum Schlammloch). Durch einen Schlauch ist die Schlammpumpe wiederum mit dem Bohrgestänge verbunden.
Dies ist KEIN „Faulenzen oder Rumsitzen“, sondern die verdiente Verschnaufpause!!!
Nach 1,5 Tagen (7,5 m Tiefe) konnte das Grundwasser erreicht werden. Danach wurden weitere 8 m gebohrt, um genügend Wasserreserven zur Trockenzeit zu haben. 3,5 Tage wurden insgesamt benötigt um die endgültige Tiefe von 15m zu erreich.
Die hellere ovale Fläche rechts im Absetzbecken verrät die Präsenz von Grundwasser, welches jetzt ebenfalls an die Oberfläche gespült wird.
Der „Filter“
Das erste PVC Rohr wird auf ganzer Länge beidseitig angeschlitzt und wird außerdem noch mit einem filtrierendem Stoff bekleidet.
Anschlitzen des ersten PVC Rohres (6m Länge)…,
..welches mit einem wasserdurchlässigen Stoff ummantelt wird. Die Filterwirkung wird nach Einführen des Rohres außen durch die Boden-Partikel verstärkt, die sich durch mikro-dom-förmige Gebilde allmählich bei der Spülung und Nutzung des Brunnenwassers aufbauen.
Einlassen der PVC-Rohre („Druckrohre“)
Bevor das Bohrgestänge aus dem Bohrloch entfernt wird, erfolgt eine erste Spülung, um den groben Schlamm aus dem Bohrloch zu entfernen.
Am Griff des Bohrgestänges wird nun ein doppelter Einlass für zwei Schlammpumpen aufgeschraubt und…
Mit 2 Schlammpumpen wird in großen Mengen klares Wasser in das Bohrloch gepumpt
Der dabei ausgespülte Schlamm wird nun seitlich am Becken der 2 Schlammpumpen vorbeigeführt. Das Becken klarem Wasser wird ständig nachgefüllt.
Nach dieser „Waschung des Bohrlochs erfolgt die spannende Aktion, die sehr schnell ablaufen muss da es die eigentliche Befestigung des Bohrloches (Brunnen) zur Folge hat: endgültiges Herausziehen des gesamten Bohrgestänges und der Einlass aller Hochdruck PVC Rohre.
Herausziehen des Bohrgestänges in größeren Längen, um diese Prozedur möglichst schnell zu vollziehen. Das Gestänge wurde an nur drei Stellen auseinander geschraubt.
Einführen der PVC Rohre:
Als erstes das ummantelte PVC Filterrohr (Helle Rohr)…
gefolgt den anderen PVC Rohren, die nacheinander eingeschoben und verklebt werden (Emery, links im Bild)
Beobachtung des Einlasses der verschiedenen Rohre aus der Entfernung vermittelt am deutlichsten die „Tiefe“ des Bohrloches
Mit Sandsäcken wird das letzte aus dem Boden ragende PVC Rohr zunächst stabilisiert bevor der Zwischenraum zwischen Bohrlochwand und PVC Rohr mit Kies und Sand und schließlich mit Erde aufgefüllt wird.
Nach gelungener Arbeit ist große Erleichterung in den Gesichtern zu erkennen… die letzten Zweifel an diesem neu im Benin eingeführten Verfahren schwinden endgültig (von L nach R: Severin ZOUNON, Michel K. Casimis, Abdul Rahamane ALIMI)
Die Erkenntnis, dass hier in seiner einfachsten Form ein Verfahren angewendet wurde, welches den Grundprinzipien der heute genutzten Ölbohrplattformen gleicht, gab dieser Arbeit seinen Reiz. Es gibt viele Handbohrverfahren. Wenn unseres in seiner Handhabung korrekt durchgeführt und beherrscht wird, erscheint es alternativlos für die meisten ländlichen Regionen Afrikas, die meistens auf dem Niveau der Subsistenzwirtschaft leben. Verbesserungen durch den Einsatz motorisierter Pumpen sind natürlich möglich, nur muss dies im Einklang zu den gegebenen wirtschaftlichen Verhältnissen stehen. Der Wissenstransfer vom Kongo in den Benin durch Bonagera e.V. wurde auf Wunsch der kongolesischen Experten bewusst auf dieses „einfachste“ Niveau gehalten, um auch den mittellosesten Zielgruppen die Möglichkeit zu bieten eigenständig ihre Wasserversorgung zu sichern
Spülung des Brunnens
Die „Spülung“ des Brunnens kann eine mehrtägige Arbeit bedeuten. Hier wird das zunächst trübe Wasser im Brunnen durch das nachfließende Grundwasser ersetzt. Durch das kontinuierliche Pumpen dieses Grundwassers baut sich allmählich der natürlich „Bodenfilter“ außerhalb des Filterrohres auf (mikro-dom-förmige Gebilde aus Boden-Partikeln). Dies ermöglicht schließlich die nachhaltige Förderung von kristall-klarem Wasser.
Durch eine schnelle auf und abwärts Bewegung wird die „Pumpe“ (Rückstauventil) aktiviert und fördert somit das noch mit Sediment geladene Wasser an die Oberfläche (Partikel bis zu Grob-Sand können mit Leichtigkeit gefördert werden).
Auf diese Weise konnten ca. 500 l/Stunde von dem zunächst sehr trüben Wasser gepumpt werden. Diese „Spülung“ hat ca. 4 Tage gedauert
Die Seilpumpe
Nach gießen des Betonsockels mit eingelassener und justierter Halterung der Pumpe, konnte endlich mit dem letzten Kapitel begonnen werden.
Das mit Gummidichtungen versehene Seil, welches im 2,4cm PVC-Rohr eingefädelt wurde und der „Umkehr-Mechanismus“ wurden in den Brunnen eingelassen. Das Seil wurde über die Felge der Pumpe gespannt und es konnte endlich gepumpt werden.
Die Freude war natürlich groß und die letzten Zweifel an dieser Technik waren wie weggeblasen.
Alle 25 sec. konnte ein 15 Liter Eimer gefüllt werden. Aufgerundet auf 30 sec. entspricht dies 60 Liter /min. und 1800 Liter/Stunde
Endlich konnte gefeiert werden und die ersten Urkunden die die erfolgreiche Beteiligung an diesem Lehrgang bestätigten wurden alle von Emery Bilolo und Sylvain Matala unterschrieben.
Erste Wasseranalysen nach vier Tagen Spülung vom lokalen hydrologischen Amt bestätigten sehr gute Wasserqualität mit einem pH-Wert von 10,5!
Trotz harter und langer Arbeit, war die Stimmung und Arbeitsmoral immer gut gewesen. Sicherlich hing dies damit zusammen das alle Brunnenbau-Anwärter im Berufsleben stehen, aber auf der Suche nach besseren Verdienstmöglichkeiten sind. Die Vision mit dieser Tätigkeit eine eigenständige Unternehmung zu starten war sicherlich eine große Motivation.